Wer schreibt, provoziert die Gesellschaft |
Muß ein Schriftsteller gegen die Gesellschaft sein, in der er lebt? - fragte soeben Hans Mayer a us Leipzig auf dem literarischen Ost-West-Streitgespräch in Hamburg. Nein, antwortete Mayer; Moliere, beispielsweise, habe die Gesellschaft seiner Zeit ausdrücklich befürwortet. Nun gut, der Schriftstelle |
Der Fall Wolfgang Koeppen |
Das literarische Talent ist nicht eine wunderliche Pflanze, die plötzlich aus geheimnisvollen Gründen erblüht, später aus ebenso unerklärlichen Gründen verdorrt und sich nach einiger Zeit höchst unerwartet abermals entfaltet. Wie alle Menschen ist natürlich auch der Schriftsteller den Einflüssen sei |
Stallburschen |
»Daß Berlin heute überall in Deutschland liegt, spüren das unsere Schriftsteller nicht? Daß ein Toter im Teltowkanal, am Main oder am Tegernsee nicht wieder aufwacht - sie wissen es wohl nicht. Das Schlimme ist am Schlimmen, daß unsere Schriftsteller uns nichts mehr zu sagen haben werden, wenn sie j |
Das Fernsehen und die Literatur |
Von der »vorgeprägten Millionen wäre«, die das Fernsehen bietet, von der »Versklavung«, die allabendlich von neuem beginnt, von der »Droge des endlosen Programms« und vom »Sog des Optischen« ist in einem Artikel von Georg Ramseger (>Die Welt < vom 21. Oktober 1961) die Rede. So treffend manche Beoba |
Provokateure und Jodler |
Kaum waren die ersten zwei Bände der Zeitschrift >Athe-näum< erschienen (man schrieb das Jahr 1800), da wurden schon ärgerliche Stimmen laut, die man immer zu hören bekommt, wenn die Kunst neue Wege beschreitet. Den Mitarbeitern der Zeitschrift, jungen, ironisch-melancholischen Schriftstellern, die |
Die Warschauer Mauer und die Berliner Mauer |
Die Handlung des Bühnenstücks >Die Mauer < des amerikanischen Autors Miliard Lampell spielt im Warschauer Getto. Die deutsche Erstaufführung fand im November 1961 in München statt. Im Programmheft ist eine »Fußnote« des Ãobersetzers Hans Sahl zu lesen, in der es heißt: ». . . Welche Mauer ist gemein |
Brentano, Brecht, Horst Wessel und Johnson |
Wenn das deutsche Volk in der Welt weniger als das Volk der Dichter und Denker, sondern eher als das »der Richter und Henker« (Karl Kraus) gilt, so ist das nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß in diesem Land die Machthaber mit besonderer Vorliebe eben die Dichter und Denker bekämpft und ver-
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Literaturpreise in der Bundesrepublik |
Ein »wunderbar florierender Literaturbetrieb« - meinte der Feuilletonchef der >WeltDie Welt< im frostigen Dezember aus dieser Erkenntnis ? Was tut das Blatt angesichts der Inflation der literarischen Ehrungen? Es stiftet noch einen Preis: fünfzehntausend Mark für ein Buch, das zwar nicht als Jugendb |
Kurella, Abusch und der Substantivismus |
Der Leiter der Kommission für Fragen der Kultur beim Politbüro des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in der Deutschen Demokratischen Republik, Professor Alfred Kurella, zeigte sich in einem Interview, das er der Ostberliner Wochenzeitung >Sonntag < gewährt hat, nicht eb |
Ballast in Romanen |
Der Romancier darf schlechthin alles. Beispielsweise kann er sich Verstöße gegen die Logik oder gegen den guten Geschmack leisten. Nur eins darf er nie und unter keinen Umständen : den Leser langweilen. Wer einen Roman als langweilig erkennt, aber dennoch seine Vorzüge rühmt, erinnert an jenen, der |
Dichterlesungen |
Sehr geehrter Herr Professor Höllerer!
Ãober Ihre Einladung habe ich mich sehr gefreut. Ich soll also im Rahmen der »Internationalen Lesereihe«, die Sie in der Berliner Kongreßhalle unter dem Motto »Literatur im technischen Zeitalter« veranstalten, einige meiner Gedichte lesen und eine Episode aus |
Konkurrenzdruck und Qualität |
Wenn ein Buch gut verkauft wurde, brachte es Geld ein. Wenn es schlecht verkauft wurde, brachte es kein Geld ein. So war es früher: Es gab nur diese zwei Möglichkeiten. Heute gibt es noch eine dritte Möglichkeit: Ein Buch wird schlecht verkauft und bringt viel Geld ein. Warum? Weil der geschäftliche |
Kurtchen schnarchte fürchterlich |
Ende Januar 1927 lernte Kurt Tucholsky auf einem Ball die Berlinerin Lisa Matthias kennen. Was sich zwischen ihm und dieser Dame innerhalb von einigen Jahren abgespielt hat, war dem deutschen Leser bisher nicht bekannt. Doch sind wir von den Qualen einer so beschämenden Unwissenheit endlich befreit |
Ohne »Sinn und Form« |
In der >Zeit< vom 4. Mai 1962 meinte ich, die von der Ostberliner Deutschen Akademie der Künste herausgegebene Literaturzeitschrift >Sinn und Form< sei »ernsthaft gefährdet«. Der Präsident dieser Akademie, Dr. h. c. Willi Bredel, Schriftsteller und Mitglied des Zentralkomitees der SED, blieb mir ein |
Wozu brauchen wir Ehrenburgs Autobiographie? |
Trotz zahlreicher Proteste ist jetzt in der Bundesrepublik die deutsche Ausgabe der Autobiographie Ilja Ehrenburgs, >Men-schen, Jahre, LebenWestdeutsche Allgemeine Zeitung < 1961 zu berichten wußte -»alle in Frage kommenden Institute, Historiker und Militärs« befragt und mitgeteilt, »ein wissenschaf |
Literarischer Schutzwall gegen die DDR |
Der Schriftsteller Peter Jokostra protestierte (in der > Welt< vom 1. August 1962) gegen eine für den Herbst geplante westdeutsche Ausgabe der Werke von Anna Seghers. Es geht jedoch um weit mehr als um die Bücher der Seghers. Es geht um das literarische Leben in der Bundesrepublik. Mithin sollte die |
Kritik auf den Tagungen der »Gruppe 47« |
Am 28. Oktober 1961, kurz nach zwei Uhr morgens - es war auf einer Tagung der »Gruppe 47« - richtete der deutsche Schriftsteller Martin Walser an den Schreiber dieser Zeilen in Gegenwart mehrerer prominenter Zeugen eine kraftvoll-männliche, militärisch-knappe Ansprache, in der er die Literaturkritik |
Polemik gegen Robbe-Grillet |
Bestimmt kann man den meisten Ansprachen, die auf internationalen Schriftsteller-Kongressen gehalten werden, keine Originalität nachsagen. Warum? Es gibt hierfür mehrere Gründe, aber einer der wichtigsten ist wohl in der behandelten Problematik zu suchen. Es geht in der Regel um elementare und grund |
Denk ich an Torberg in der Nacht. .. |
Der Schriftsteller und Journalist Friedrich Torberg ist eine Wiener Institution, ein österreichisches Wunder und ein deutsches Ã"rgernis. Ihm gelingt es, Unvereinbares zu vereinen: Er ist ein verbohrter Liberaler, ein Querkopf mit Esprit, ein gutmütiger Eiferer, ein toleranter Dickschädel, ein witzi |
»Neue Rundschau« - kein goldener Sarg |
Werden im heutigen Deutschland literarische Zeitschriften erst dann öffentlich beachtet, wenn sie eingehen sollen oder bereits eingegangen sind ?
Den /Texten und ZeichenMerkur< widmete man die größte Aufmerksamkeit im Jahre 1962. Denn damals sollte er liquidiert werden. Als Peter Huchels Zweimonats |
Die Vorliebe für Ich-Erzählungen |
Die meisten im Jahr 1963 erschienenen Romane deutschsprachiger Autoren der jüngeren und mittleren Generation sind Ich-Erzählungen. Das trifft auf die neuen Bücher von Böll, Grass und Lenz ebenso zu wie auf die Erstlinge von Thomas Bernhard, Peter Faecke, Hermann Moers und Paul Nizon. Das gilt für di |
Literarisches Leben ohne Kritik ? |
> Feiner Unfug auf Staatskosten < lautet der Titel eines Bändchens, in dem der kleine, aber ehrgeizige Merlin-Verlag in Hamburg mehrere Aufsätze und Vorträge des Schriftstellers Heinz Risse vereint hat. Ein Rezensionsexemplar wurde der >Zeit< mit dem Hinweis zugeschickt, der Verfasser hätte es »zunä |
Christa Reinig und die DDR |
»Sie sind im Westen, keiner von uns kann sich von Ihrem Aufatmen wohl den rechten Begriff machen, jeder aber wird Sie herzlich willkommen heißen« - also liest man in einem »Gruß an Christa Reinig« in der frankfurter Allgemeinen Zeitung < vom 30. Januar 1964. Gewiß: jedermann heißt die Dichterin, die |
Betrifft Literatur und Sport |
Der Erzähler und Dramatiker Siegfried Lenz, der in seiner Jugend, wie ich aus zuverlässiger Quelle erfahren habe, auch als Leichtathlet, zumal als Speerwerfer, Beachtliches zu leisten vermochte, schreibt im Literaturblatt des >Tagesspiegel< vom 26. Januar 1964: »Wer zum Verständnis der modernen Gese |
Literaturpreise, Affären und Skandale |
Daß in der Bundesrepublik in den letzten Jahren allerlei Literaturpreise gestiftet wurden, ist höchst erfreulich. Solange sie sinnvoll und vernünftig verliehen werden, kann ihre Zahl, meine ich, nicht groß genug sein. Allerdings ist das Prestige der meisten Preise, milde gesagt, gering. Denn eine li |
Vergleiche sind nicht mehr möglich |
Immerhin gibt es in der DDR ein paar jüngere Lyriker, deren Gedichte nicht nur deswegen lesenswert sind, weil sie drüben ungern und selten gedruckt werden. Und immerhin leben in der DDR mehrere Dichter der älteren und mittleren Generation, die sich zwar nicht der Gunst des Regimes erfreuen, deren Ve |
Rolf Hochhuth und die Gemütlichkeit |
Deutsche Schriftsteller unserer Zeit unterhalten sich gern über deutsche Schriftsteller unserer Zeit. Auch neulich, als sich einige Meister der Feder, begleitet von ihren meist andächtig lauschenden Damen, zu einem geselligen Beisammensein trafen, plauderte man über die Kollegen. Zurückhaltend, eins |
In Sachen Literaturkritik |
Hat man sich eigentlich in der deutschsprachigen Welt je so intensiv und gründlich für die Literaturkritik der Vergangenheit und der Gegenwart interessiert wie in der letzten Zeit? Nein, man hat es nicht. Diese Behauptung mag zunächst verwundern und frappieren. Denn sie steht im Widerspruch zu den l |
Wilhelm Emrichs Tohuwabohu |
Der Germanist Wilhelm Emrich wurde vor einiger Zeit gebeten, eine Rundfunksendung über Büchner und seine Nachwirkungen in der modernen Literatur zu schreiben. Der Auftrag hatte Folgen, die der Auftraggeber nicht geahnt haben kann. Denn nach erneuter Beschäftigung mit Büchner und vielen Dramatikern u |
Schwierigkeiten heute die Wahrheit zu schreiben |
Der Sammelband mit dem Titel Schwierigkeiten heute die Wahrheit zu schreiben < war nicht überflüssig. Allerdings wird sich wohl enttäuscht sehen, wer die hier gebotenen Bekenntnisse und Reflexionen einer Anzahl namhafter deutscher Autoren als schriftstellerische Leistungen betrachten und werten möch |
In einer deutschen Angelegenheit |
Hiermit empfehle ich der Aufmerksamkeit aller Leser die Mai-Nummer der Zeitschrift >Der MonatIm Labyrinth der SchuldMonat< kaufen noch diesen meinen Artikel weiterlesen; sie haben sich schon angenehmeren Themen zugewandt - und alle, ausnahmslos alle, sind angenehmer. Sogar Stalingrad. Da kann noch, |
Untergang der erzählten Welt ? |
Wird die Belletristik im technischen Zeitalter nur ein Schattendasein führen können? Sollte es tatsächlich zutreffen, daß sie im Wettbewerb mit Wissenschaft und Publizistik verkümmern und schließlich unterliegen muß ? Geht etwa die erzählte Welt, die es immerhin seit der Bibel und seit Homer gibt, i |
Ohne Fuß auf deutscher Erde? |
Was wollte der Autor sagen? Wer die alte Oberlehrerfrage zitiert, beeilt sich meist hinzuzufügen, sie habe uns in der Schule die Lektüre der Klassiker verleidet. Wenn ich mich aber recht erinnere, hat diese Frage die Klassiker nur jenen verleidet, die sie nicht beantworten konnten. So ähnlich geht e |
Der Donkosak in Goethes Frack |
Michail Scholochow, der repräsentative Schriftsteller der Sowjetunion, der bedeutendste lebende Epiker russischer Zunge und der Verfasser einer Roman-Tetralogie, die zu den Meisterwerken der Weltliteratur unseres Jahrhunderts gehört, Michail Scholochow, dessen Werke in 5 2 Sprachen erschienen sind u |
Arnold Gehlens Kraut und Rüben |
Im Mitteilungsblatt des Rheinisch-Westfälischen Verleger- und Buchhändler-Verbandes wurde unlängst ein Festvortrag veröffentlicht, den der Soziologe Arnold Gehlen, Professor an der Technischen Hochschule in Aachen, vor den Mitgliedern dieses
Verbandes gehalten hat. Thema: »Soziologische Beiträge |
Die Legende vom Dichter Marchwitza |
Der höchste Preis, mit dem die Deutsche Demokratische Republik einen Schriftsteller auszeichnen kann, der Nationalpreis Erster Klasse für Kunst und Literatur, wurde 1964 Hans Marchwitza zuerkannt. Damit hat er den Nationalpreis der DDR jetzt zum drittenmal erhalten.
Kein einziges Buch dieses Autors |
Schlechte Zeiten für Konfektionäre? |
Reinhard Lettau schrieb in der >Zeit< vom 5. Juni 1964, von amerikanischen Kritikern höre man manchmal den Vorwurf, ». . . der deutsche Roman biete zu oft eine fertig ausgedachte Welt, seine Helden entbehrten des Inzidentellen, jener zufälligen, beobachteten, individuellen Merkmale, durch die sie er |
Sexus und die Literatur |
Hunderttausende von Bürgern der Bundesrepublik haben den Roman >Die Clique < von Mary McCarthy gekauft und gelesen. Es handle sich jedoch, hört man, um einen manipulierten Erfolg. Ich glaube nicht daran. Es ist richtig, daß für das Buch mit ungewöhnlicher Intensität geworben wurde. Gewiß hat man dad |
In der Sache Oppenheimer und Kipphardt |
Da der italienische Physiker Galileo Galilei 1642 gestorben ist, hat er gegen das Schauspiel >Leben des Galilei < des deutschen Stückeschreibers Bertolt Brecht nicht protestiert. Da jedoch der amerikanischePhysiker J. RobertOppenheimer glücklicherweise lebt, hat er natürlich gegen das Schauspiel >In |
Die DDR-Schriftsteller dürfen wieder kommen |
Das >Neue Deutschland< jubelte am 5. November 1964: »So etwas hatte es nach dem Krieg in München noch nicht gegeben: Innerhalb einer einzigen Woche lasen vier Lyriker und zwei Schriftsteller aus der DDR in Bayerns Landeshauptstadt, wurde der Film >Der geteilte Himmel < gezeigt und über ihn diskutier |
Irrsal, Wirrsal, Trübsal |
Darf uns - fragte der Sprecher - die gesamte DDR-Literatur gleichgültig sein? So lautete das erschreckende Fazit einer am 23. November 1964 im >Panorama PanoramaSpiegelWelt der Literatur Die Zeit< nicht lesen. Bloch? Kantorowicz? Beide wirken und veröffent-
liehen seit Jahren hier und werden drüb |
Immer noch im Exil |
Hermann Kesten hat sich über Gottfried Benn mehrfach ungerecht und töricht geäußert. Aber darf man deshalb so ungerecht und töricht über Hermann Kesten schreiben, wie dies in letzter Zeit manche Kritiker in der Bundesrepublik und in der Schweiz tun? Sein Verhalten in der berüchtigten Mailänder Uwe J |
Ein neues Literaturblatt in der DDR |
Seit dem 13. Januar 1965 gibt esinderDDR ein neues Literaturblatt. Es heißt >Literatur 65 < (und wird, wie uns die Redaktion belehrt, im nächsten Jahr >Literatur 66 < heißen), soll alle vier Wochen als Beilage des >Neuen Deutschland < erscheinen und ist, was Aufmachung, Umbruch und Gliederung betrif |
Ein bißchen Amtsarzt, ein bißchen Moses |
Der deutschen Kritik liebstes Sorgenkind, ihr schwierigster, vielleicht aber auch hoffnungsvollster Schützling, jener Autor, dessen schriftstellerische Niederlagen niemals der Aufmerksamkeit der literarischen Ã-ffentlichkeit entgehen und dessen imponierend beharrlicher Kampf um das Drama zumindest a |
Die Avantgarde ist tot - es lebe die Veränderung |
Walter Höllerer, Poet, Philologe und Redakteur, denkender Lyriker, lyrischer Wissenschaftler und wissenschaftlicher An-thologist, Herausgeber der Zeitschriften > Akzente < und > Sprache im Technischen Zeitalter < sowie der Buchreihe »Literatur als Kunst«, Ordinarius, Rundfunk-Würdenträger und Fernse |
Verräter, Brückenbauer, Waisenkinder |
Die Italiener sagen kurz: »traduttore - traditore«. Sie halten die Ãobersetzer für Verräter. Cäsar meinte, man liebe zwar den Verrat, aber man hasse den Verräter. Sicher ist, daß man die Ãobersetzungen braucht, aber die Ãobersetzer mißachtet. Gelegentlich rühmt man sie als unermüdliche Brückenbauer, |
Ist das Leichte gleich verächtlich ? |
Macht der Erfolg einen Schriftsteller verdächtig? Muß der Romancier, der sich der Gunst des Publikums erfreut, ein schlechtes Gewissen haben ? Ist es mit der Würde eines Künstlers unvereinbar, Bücher zu schreiben, die sich auch für die Eisenbahnlektüre eignen? Sollten wir von dem Autor, der dem Unte |
Peter Weiss, die DDR und der dritte Standpunkt |
Er habe sich gegen den Kapitalismus und für den Sozialismus, gegen die Bundesrepublik und für die DDR entschieden. Also verkündet seit Monaten der deutsche Dichter Peter Weiss. Derartige Erklärungen konnten natürlich nicht ohne Echo bleiben. Drüben respektvolle Anerkennung für den Einsichtigen, herz |
Kennst du das Land, wo erst die Bücher brennen? |
Mein Freund mußte einfach lachen. Ich kann ihn verstehen. Denn was sich ereignet hat, ist lächerlich. Aber es tut mir leid, ich kann nicht mitlachen. »Nehmen Sie es nicht so ernst« -sagte mein Freund -, »das sind doch Narren.« Ja, gewiß. Aber ich nehme es trotzdem ernst. Denn ich habe Angst.
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Wolf Biermann und die SED |
Wessen Macht ist eigentlich größer: die des ersten Arbeiterund Bauernstaats auf deutschem Boden, der vom antifaschistischen Schutzwall umgebenen Bastion des Friedens, der Deutschen Demokratischen Republik also - oder etwa die des Bänkelsängers Wolf Biermann? Eine absurde Frage. Nein, nicht die Frage |
Nachbemerkung |
Das Wort »Mitte« hatte einmal einen guten Klang. Den »goldenen Mittelweg« empfahl Horaz. »In der Mitte wirst du am sichersten gehen« - heißt es in den >Metamorphosen< des Ovid.
Aber kann der sicherste Weg tatsächlich auch als der beste oder, sagen wir, als der ehrenvollste gelten? Wird der Mittelwe |